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aus 1801
"Die Bierbrauereien in Wahlhausen waren in sehr gutem Flor. Erstens, die Gemeinde- Brauerei von Wahlhausen braute in der Regel alle 14 Tage zehn Malter. Zweitens, die Kochsche Brauerei zu Zeiten von meinen lieben Eltern betrieben, braute in der Regel alle Woche fünf Malter, wenn Festtage vor der Tür waren, wurde manche Woche zehn bis fünfzehn Malter gebraut. Dritens, die Brauerei im Oberwirtshaus, heute Wohnung des Oberleutnant von Hanstein, braute in der Regel alle 14 Tage fünf Malter. Viertens, hatten die Herrschaften auf dem mittleren Hof heute Rittergut Unterhof, noch eine Brauerei, dieselbe wurde jedoch nur benutzt, ihren Haustrunk für Herrschaft und Gesinde zu brauen. Es war ebenfalls sehr gutes und gesundes Bier,... Das beste Bier wurde in der Kochschen Brauerei gebraut, die Ärzte verordneten dieses Bier Kranken und viele haben sich
daran gesund getrunken ... . Zu Göttingen gab es eine Bierschenke, woran mit goldene Buchstaben geschrieben stand ,,GUTES WAHLHÄUSER GESUNDHEITSBIER" .An den Meißner sogar nach Karlshafen wurde Bier versendet. !Das Bier war sehr billig und es wurde sehr viel Gerste gebaut. Es wurde aber auch von den Walhäusern sehr viel Bier getrunken und die Leute waren alle gesund und munter. Es hieß damals: "Guten Morgen Bier, guten Tag Bier, gute Nacht Bier!" Sogar unsere Weiber und Mädchen tranken lieber Bier als Kaffee, Mädchen und Weiber sahen deshalb immer wohl und gesund aus und hatten alle dicke, harte, volle Brüste. Wenn eine arme Tagelöhnerfrau nicht genug Milch für ihren Säugling hatte, so trank sie flugs für drei Heller Bier und augenblicklich strotzten ihre Brüste, so daß der Säugling die allersüßeste Biermilch nicht alle
verschlucken konnte. Die kurfürstlichen Abgaben waren gering. Der Hopfen aus Bayern und Braunschweig war sehr billig und ging ohne Abgabe frei ein, das Holz war im Überfluß im Höheherg und konnte nicht alle konsumiert werden und mancher Jäger versoff in Bier manchmal an einem Abend ein Fuder Brennholz. Freilich war das Bier auch für einen der es nicht gewohnt war, berauschend, allein es war nicht der Rausch wie vom Schnaps, wo der Eselskopf gleich antritt. sondern es war ein gutmütiger Rausch, nicht zänkisch und grob, sondern vergnügt, aufheiternd, gesellig und seine männliche Würde fühlend gelinde, freudig und alle Menschen gleich liebend umfassend. Ach es waren gute Zeiten für uns.
aus 1802 (So entstand der Wahlhäuser Spitzname)
Das Lieborijus Gerk´sche Haus unter der Kirmeslinde bewohnte der Kaufmann F. König aus Duderstadt, betrieb Kaufmannschaft und Weinhandel, die Flasche Frankenwein kostete vier gute Groschen und war gut. Die hohe Lust bewohnte ein alter hannovscher Reiter Jacob Preuß, seine Frau war eine geb. Strickstrock und war jahrelang Hebamme. Sie erzählte mir selbst, einstmals hatte ihr Mann gesagt, es werde soviel von Kaffee gesprochen, sie möchte deshalb einmal Sonntags statt Fleisch Kaffee kochen. Sie habe dann auch ein halbes Pfund Kaffee gekauft und des Sonntags in ihren großen Topf die rohen Bohnen getan und tüchtig gekocht. Da die Bohnen nicht weich werden wollten habe ihr Mann befohlen sie gut zu schmerzen und anzurichten. Die Bohnen waren aber nicht zu genießen und da habe ihr Mann gesagt: Geht zum Henker mit eurem Kaffee, ich lob mir mein Fleisch. Späterhin konnte die alte Hebamme jedoch einen recht guten Kaffee kochen.
(Aus dieser Begebenheit entstand der Wahlhäuser Spitzname "Kaffeezaiten")
aus 1803
In Jahre 1803 wurde das eichsfeldsche Fürstentum mit der Festung Erfurt an Preußen abgetreten.
Es gab viele Veränderungen und das neue System wollte den alten Eichsfeldern nicht in den Kopf.
aus 1804-1806
In folgenden Jahren wurde dann fortgefahren das Eichsfeld nach preussischen Gesetzen zu organisieren. In diesem Jahr hatte sich Bonaparte zum Kaiser der Franzosen krönen lassen , die Österreicher und die Russen geschlagen. Bonapart hatte ebensoviel Glück als er Kenntnis in der Kriegskunst besaß. Er siegte fast immer mit seinen französischen Betteljungen und Windbeuteln, und es hieß er wollte mit Preußen auch Krieg führen. Es wurde tüchtig armiert und die preussischen Festungen in Stand gesetzt und verproviantiert, so kam das für Preußen unglückliche Jahr 1806.
aus 1806
Napoleon Bonapart, eines Advokaten Sohn auf Korsika in der französischen Revolution vom Leutnant zum Kaiser empor geschwungen, fiel nun mit seinen Betteljungen unseren guten König in seine Erbländer am Rhein ein, raubte, mordete und brannte alles nieder, und so kam es zwischen Preußen und Franzosen abgehaltenen Schlacht bei Jena. Am Tage der Schlacht, am 14.Oktober, machten wir auf dem Gries Kartoffeln aus, wo wir das Kanonenfeuer von Jena gar deutlich vernommen haben. Dieser mörderischen Schlacht haben auch Soldaten aus Wahlhausen beigewohnt: Johannes Stallknecht, Nikolaus Windweh, Johannes Preuß, Johannes Gerke Georg Ringleb, Füllgrabe, diente früher als Mühlknabe Philipp Stallknecht, arbeitete als Schuhmachergeselle hier, er wurde durch die Hand geschossen, Gunkel blieb tot, Peter Ort blieb tot.
aus 1809
Der franz. Kaiser hatte Krieg mit Spanien, hier sollten einige Regimenter Westfalen Anteil nehmen, und nach Spanien marschieren, auch das Regiment wo Faß , Windweh und Hübenthal standen. Faß und Windweh desertierten und hielten sich verborgen wurden oft von Gendarmen, Präfektur und Kürassieren gesucht. Wenn sie erwischt wurden, war Totgeschossenwerden ihr Los. Sie wurden aber keinmal gefunden, obgleich die ganze Gemeinde wußte, das solche sich heimlich hier aufhielten. Es kam dieser Zeit noch ein kuriose Gesetz heraus: Wer an einen andern etwas zu fordern hatte, der mußte solches dokumentarisch, das ist nachweisen aus welchen Grund diese Forderung entstanden ist .
aus 1810
In diesem Jahre wurde von Herrn Rath von Hanstein. und Förster Thomas ein Leichnam männlichen Geschlechts auf dem Höheberg gefunden, welchem der Hals bis ans Genick aufgeschnitten war. Außerdem hatte er noch mehrere Stiche im Kopf, auch Messerschnitte durch die Hand und einen Schlag auf dem Kopf, so das der Schädel gesprungen war. Der Leichnam wurde nach Wahlhausen gebracht, es wurde diese auch am Gericht überall ausgeschrieben, allein man hat nie erfahren woher er kam und wer er war. In seinem Hemd standen die Buchstaben: A.St.
aus 1811
In diesem Jahr war ein großer Komet zu sehen, sein Stand war Norden gerade über den Höheberg.
aus 1812
Insgesamt 13 Wahlhäuser machten in der französischen Armee den Rußlandfeldzug mit , nur 4 kamen zurück.
aus 1813
Der König von Westfalen machte noch viele Reisen im Lande umher und kam denn auch mit seinem ganzen Hofstaate in das Sooden, um die Saline zu besehen. Es wurden in Sooden mehrere große Ehrenpforten und Triumphbögen gebaut, woran viele Ortschaften so auch unsere Gemeinde, bauen helfen mußten. Ich habe Musik gemacht und den König und die Königin sowie den ganzen Hofstaat, fast nur Franzosen und Französinnen, ganz in der Nähe gesehen. Es war eine außerordentliche Pracht und großer Staat, alles von Silber und Gold, sogar die Steigbügel an den Sätteln waren von Silber und Gold.
Anfang November kamen die ersten Kosaken hierher, es sind dieses aber wüste Menschen, sie stahlen besonders Schafe und anderes kleines Vieh zum augenblicklichen Verzehr und soffen abscheulich viel Branntwein. Eines sehr starken und schweren Gewitters, welches unseren Ort betraf, muß ich jetzt gedenken . Sonntag , den II. Juli 1813 ... . Philipp Thomas auf der Meierei hatte gleich anfangs als ihm das Wasser in die Haustür ging, ein Fach eingeschlagen und flüchtete zu Härtel mit den Seinen auf den obersten Boden, es war auch hohe Zeit, denn nach einer viertel Stunde ging ihm das Wasser in das Fenster. Drechsler Gerke hatte seine Kühe, Ziegen , Schweine in die Stube bringen müssen. Tore, Zäune und alles was sich auf den Höfen befand, wurde fortgerissen, das Wasser ging unter der Saulinde über den Lindenstein. Keiner konnte dem anderen helfen, jeder war in seiner Wohnung eingeschlossen und bei den fürchterlichen Donner befürchtete jeder sein Haus möchte einstürzten Du lieber Himmel was war das für ein Juli. Ganze Äcker waren fortgeschwemmt, Gräben gerissen, alle Anrainer waren zusammen gestürzt, viele Bäume aus der Erde gerissen ,auf machen Äckern lagen über hundert Fuder Steine, alle Fahrwege waren zerrissen , alle Kommunikation war gehemmt .Möge der allgütige Gott unsere Gemeinde behüten, das sie solch eine Wassergefahr nie wieder erlebt.
aus 1815
Nachdem die Schlacht von Belle Alleance geschlagen war, wurde Frieden geschlossen und Napoleon als Gefangener auf die wüste Ratteninsel St. Helena geführt und streng bewacht. Diesen Feldzug nach Holland machten aus Wahlhausen mit: Herr Leutnant Thilo von Hanstein, Herr Wilhelm von Hanstein, Bernhard Heyser, Bernhard Windweh, Wilhelm Stitz, Friedrich Witzel, Jakob Stöber, Wilhelm Hübenthal, Johannes Wollweber dieser wurde blessiert.
aus 1820
Einen recht hübschen Winter hatten wir, auf dem Gries in der Frauenwiese war eine sehr schöne Schlittschuhbahn, welche wir auch dann täglich frequentierten. Kanzelist Anton stürzte dabei einmal so stark, das er ohnmächtig wurde und er dabei seine schöne Meerschaum-Tabckspfeife zerbrach.
Hier in Wahlhausen war fast jeden Sonntag Tanzmusik und es kamen sehr viele junge Leute aus Allendorf, Sooden, Ellershausen, Ahrensberg und Sickenberg hierher und tanzten. Sehr glänzend war jedesmal unser Kirmes durch den vornehmen Besuch, so auf die Höfe zum Amtmann Strecker, zu Herr Koch, Herrn Anton und andere mehr. Auf dem Oberhof waren stets eine Menge Offiziere zu Besuch, welche jedesmal da selbst für sich einen Ball hielten. Auch tanzten diese Herren bei den Burschen unter der Linde und es wurde ihnen auch fleißig Bier zugetrunken. Ein jeder dieser Herrn bezahlte dann die Platzmeister etwas, sodann wenn die Kirmes - sie ging bis Sonnabend- vorbei war und die Burschen ihre Zeche an Bier und Schnaps sowie die Musik bezahlt hatten, oft noch ein beträchtliches Geld übrig war, wofür denn späterhin noch ein Tänzchen angestellt wurde. Es wurde den Burschen sowenig als den Wirten ein Feierabend geboten, es war zuweilen an vier Enden
Musik, und die Polizei schritt nur ein, wenn vielleicht Schlägereien entstanden, welches jedoch nur selten vorkam. Sollte jemals Zank entstanden sein, so waren es Fremde, die Wahlhäuser haben sich unter sich fast nie gezankt, geschweige den geschlagen. Der Hauptcharackter der Wahlhäuser ist friedlich liebend, Gesellschaft liebend ein gutes Bier trinkend, mitunter auch einen kleinen Schnaps und dann noch mehr Bier. Merkwürdig ist, das sich die Wahlhäuser nie in Gesellschaft mit den Allendorfern vertragen konnten, dagegen waren die Soodener stets ihre besten Bundesgenossen. Und es sind noch immer bis auf den heutigen Tag gute Bekannte.
aus 1821
Unser guter Herr Pfarrer Kellerman war nun alt und schwach und konnte namentlich die mühseligen Wege nach den Filialen Dietzenrode, Fretterode nicht mehr machen weshalb er von Pfarrer Glaser in Bornhagen unterstützt wurde. Er freute sich noch erlebt zu haben, das die protestantischen Religionsgesetzte, die lutherische und reformierte nun einig seien, denn im Jahre 1817 am 31 Oktober, den dreihundertjährigen Reformationsjubiläum, gingen hier in unserer Kirche zum ersten mal die hier wohnenden reformierten mit uns gemeinschaftlich zum Abendmale. Wir bekamen früher Hostien, von da ab aber Brot. Der Her r Pfarrer von Asbach hielt früher jedes Jahr einmal für die hier wohnenden reformierten Abendmal, von jetzt an, die Vereinigung beider Konfessionen Union. Es starb zu Heiligenstadt ein Herr von Hanstein von Kochstadt, seine Frau stammte hier vom Oberhof, derzeit wurde hier im hiesigen Gewölbe unter der Kirche beigesetzt. Ungefähr 6 Wochen später wünschte seine Gemahlin eine Haarlocke von ihm zu haben und es gingen einige ins Gewölbe und haben den Deckel von den Sarg gehoben, um die Locke abzuschneiden. Allein es verbreitete sich ein so schrecklicher Geruch, das diese den Deckel nicht wieder fest zu machen konnten. Der ganze Leichnam war in rasche Fäulnis übergegangen, und dieser modrige Geruch breitete sich in der ganzen Kirche aus. Es ging deshalb fast kein Mensch mehr in die Kirche zum Gottesdienst. Die Gemeinde beschwerte sich auch deshalb beim Herrn Landrat von Bodungen und dieser kam selbst mit der Untersuchungskommision und fand die Beschwerde begründet. An Frau von Hanstein erging der landrätliche Befehl, zu vergießen, dies geschah dann auch. Die Kirch wurde gelüftet und ein zeit lang geräuchert. Der Herr Landrat sagte: Es sei schon längererzeit ein Landgesetz wonach keine Leichen in die Gewölbe unter der Kirche beigesetzt werden durften, und es soll der Schulze darauf sehen.. Es ist dies auch die letzte Leiche gewesen, welche in das Gewölbe kam.
aus 1825
Ende Dezember kaufte ich günstig zwei fette Schweine, da haben wir uns denn auch gehörig die Zähne reingefressen.
aus 1829
Es liegt sehr hoher Schnee und es ist sehr kalt, der Gesundheitszustand ist indes erwünscht gut. Wir sitzen im Haus und warten den Winter ab. Wir gehen Abends zum Biere und spielen Kreuzmariage, frequentieren die Schlachteköhle und Kindtaufen, wir singen und leben im gesetzlichen Zustande.
aus 1830
Der neue Totenhof im Holbach wird angelegt. Auf diesen unebenen Rasenplatz, welcher vor dem "Schindelteich"- hieß standen Obstbäume.
aus 1833
Die frühere Wohlhabenheit unserer Gemeinde ist nun gesunken, in der Gemeindebrauerei wird nur noch selten mal gebraut, das Bier ist auch nicht mehr so gut wie früher. Im Oberwirtshaus ist die Wirtschaft ganz eingegangen und auf der Teufelei wohnt jetzt der Schulze Bierschenk, welcher Öckonomie und Wirtschaft betreibt, leider will aber beides nicht so recht ziehen.
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